Nieder mit dem Präsidenten

Ein Dummejungenstreich
der einer halben Million
Menschen das Leben kostet
weil die Freiheit jahrelang
in der Zelle rostet

Graffitis die herausschreien
was die meisten denken
Jugendlicher Überschwang
gegen das Massenlenken
zum Massensterben führen
weil die Führer sich nur
selbst beschenken

Den Ungehorsam mit
Vonderdeckehängen
belohnen dem Protest
mit dem Panzer versohlen

Nur weil jemand es gewagt
hat die Wahrheit zu sagen
Geschlagen weil die Verführung
versagt hat weil es tausend
gute Gründe gab zum Klagen
bis die Hoffnung einsam
im Paradies verstarb die
Welt verloren war

Die Welt die dem Sterben
zusah als wäre nur eine
Heuschreckenplage über
das Land gefegt als hätte
nur jemand ein Stuhlbein
abgesägt verträgt niemand
gern die Schuld die es gilt
auf die Schulter zu nehmen
wenn die Verantwortung
sich verdrückt hat

Wohin sich alle Duckmäuser
verstecken die nur Angst
haben selbst zu verrecken

Was bleibt da anderes übrig
als unvernünftig zu sein
Nicht hören auf das was
einem als gut gemeinte
Ratschläge mit auf den Weg
gegeben wird

Was tun wenn es keine
Möglichkeit gibt Atem zu
holen wenn die Sauerstoff
Zufuhr von der Gesinnung
abhängt Strafen verhängt wem
das eigene Leben gestohlen

Da bleibt nicht viel übrig
um den Strafmaßnahmen

Katalog Lügen zu strafen
Da wird schnell das
Interesse erschlaffen
wenn die Aussichten
nicht mehr so
elastisch sind

Wer den ersten Stein wirft
trifft meist das wovor die
Eltern immer gewarnt haben



Aus „Niemand , der jedes Jahr acht Millionen aus einem einzigen Songtext seines berühmten Verwandten bekommt, während er sich auf dem Sofa rumfläzt und das Fernsehprogramm durchzappt, muss sich auf der Titelseite eines Verdummungsblattes denunzieren lassen“, RUP 2018




Ich stehe vor der Käsetheke und bin berauscht von den vielen französischen italienischen spanischen Namen von all dem Trüffel und dem Büffel den Ziegen und Schafen den Kräutern und dem Schimmel dem Käse mit Guinness und dem mit Mirabellenschnaps und der mit Asche möchte am liebsten alles in die Tasche stecken und dann baut sich eine ältere und eine jüngere Frau ich nehme an Mutter und Tochter hinter mir auf und höre nur Hauptsache der Käse stinkt nicht

Natürlich nicht
Nicht stinken
Nicht riechen
Nicht schmecken

WIR SCHMECKEN SCHON LANGE NICHTS MEHR

in unserer Bonbonwelt
Schmecken kein Leben
Riechen nicht den Tod
der den Rhein hinunter
schwimmt und einfällt
wie einst die Wikinger

Machen es uns gemütlich
vor der Plasmawelt
mit Tüten voller
Glückseligkeit
zum Hammertiefpreis
Lecken am Nitratgehalt
des Untergangsszenarios
Kriechen in die leeren Wort
Hülsen der Werberomantik

Schauen zu wie die Übel
Täter am Galgen aufgeknüpft
werden die Weltenretter sich
brav dabei einen runterholen
wenn sie sonst schon keiner
mehr liebt

Stopfen uns voll mit den
Kopfgeburten aus dem
Geheimlaboren die das
Adrenalin zum Schäumen
bringt zum Überschäumen
um uns über die Dummheiten
der Pseudoprominenten
schlapp lachen zu können
so schlapp dass
uns die Gedanken
ausgehen heimgehen
frustriert enttäuscht
über eine Welt
die sie nicht mehr braucht
sie um ihre Rente betrügt
und ihre Mietverträge
fristlos kündigt

Viel zu lange schon
haben wir ihr nutz
loses Treiben mit
angesehen bis auch
der Toleranteste
seine politische
Korrektheit in die
Recyclingtonne
kloppt die am Tag
X mit dem Vermerk
falsch sortiert am Straßen
Rand stehen gelassen wird

Stürzt damit den in einem
arbeitsreichen mühsam
gesammelten Plastik
Reichtum unserer
virtuellen Religion
in eine tiefe Sinnkrise
verhöhnt die verfassungs
konforme Identität die wir uns
so teuer angefuttert haben

Dabei haben wir nichts
geschmeckt nichts gerochen
haben nichts Falsches getan
die Klappe gehalten die
1-Cent-Sammlung den
Tierfreunden gespendet
und das Kleingeld das
unter die Couchauflagen
gerutscht ist in Kinder
Dörfer investiert

Für die Vereinten Nationen
und ihren Kampf gegen die
Armut während eines Udo
Jürgens Konzert aufgestanden
Die private Nachfrage
angekurbelt

und dann drehe ich mich um und sage Wenn dir Käse zu sehr riecht dann friss doch deine Socken die geliebten selbst gestrickten hausgemacht ist es doch immer am besten und wenn´s dann noch immer nicht schmeckt gibt es bestimmt einen Ketchup der sich auskennt in der Welt der feinen Gerüche und der noblen Küche

von Freddy
oder Manni
mit dem wir unsere
Bomben einschmieren
den Frieden verkleben
den wir in die Konsum
Schutzzonen einschleppen
und Tante Emma foltern
die wir in der Supermarkt
Kette interniert und ihr
Klein Lädchen in seine
Bestandteile aufgelöst
haben elektronisch genau
uns damit brüsten wie mit
einem falschen Dekolleté
mit dem wir uns zu
Weihnachten behängen
um ein bisschen Leben
in die Bude zu bringen

und die Frau starrt mich an als wären ihre Lieblingsfußwärmer direkt aus dem Rote Kreuz Container in eine Kleiderverwurstungsfabrik verschleppt worden zieht sich einen Strumpf aus stopft einen Trüffelcamembert hinein (ihr glaubt ja nicht was so ein Teil kostet) und schwingt ihn wie eine Wurfschlinge über den Kopf und folgt damit dem Kreuzzug gegen den guten Geschmack während ich mir meine Rüstung anziehe und auf den Angriff der Ungläubigen warte

Aus „Rodneys Slam“, Edition Paperone 2010

DIE KÜCHE IST AUSGETRUNKEN

Die Küche ist ausgetrunken
Der Pfand ist leer
Der Briefkasten wartet
auf neue Drogen
während der Heißhunger
zitternd im Bett liegt

Die Radiospots misten aus
schmeißen alles hinaus
was nicht mehr in die
Wohnungen passt

Die Werbetrommel
rührt und rührt
bis die Masse
cremig ist und ihr
aus der Hand frisst
den ganzen Mist
in den Flur stellt und
den Kontostand
vergisst

Die Kleider vom Leib reißt
Die Kreditkarten
aus den Fenstern schmeißt
mitten hinein in den gierigen
Schlund der Prospekthysterie

20 Prozent auf alles
außer Tampons
Schuhabsätze
Toastbrot Bildzeitung
und Smarties natürlich

Freies Parken für
den schnellen Hunger
der schweißgebadet
von der Maloche kommt
der den Genuss und
den Geschmack
die Prädikatsweingüter
und die Bioanbauflächen
in die Mottenkiste
gepackt hat

Die Brüste springen
aus den Plakaten
schreien im Offizierston
Kauf Dir den Rausch
Kauf was Du niemals brauchst

Wenn nix mehr da
dann kommt fix was
Neues die Einkaufsstraße
heruntergeschlendert
den Pulli leicht verrutscht
den Rock kurz übern Po
was alle nass macht
und das Geld aus den
Portemonnaies schießen lässt

Feiern alle mit
Feiern bis der
Konsumpegelmast bricht
Und wenn morgens der
Brummschädel auf dem
5-Jahres-Garantie-Laminat
tanzt und steppt und wilde
Polkas aufführt
gib´s ne Tablette
für jede Gelegenheit
die alles mitmacht
was den Körper anmacht
und erst ausmacht
wenn der Heimleiter
Gute Nacht sagt

Aus „Die Leichen werden wohl warten müssen“, RUP 2006

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